Während der Fahrt schlafen, einen Film schauen oder ein Buch lesen? Wann wird das nicht mehr nur Beifahrern möglich sein?
Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet die eigenständige Denkleistung von Computern und wird als Teil von Robotern oder Autos in einigen Jahren viele Aspekte des Alltags durchdringen. Der Übergang dürfte sich vor allem für jüngere Generationen recht einfach gestalten: Schon jetzt vertrauen wir auf Fahrpläne, Routen und Ratschläge, die wir von unserem Smartphone serviert bekommen – Doch wann sind wir wirklich bereit dazu, das Steuer aus der Hand zu geben? Tests zu autonomen Fahrzeugen laufen seit Jahren. Wie lange wird es dauern, bis wir fahren lassen?
Autonomes Fahren – Erste Autos lange auf den Straßen
Automatisch die Spur wechseln, überholen und unterscheiden, ob da ein Lebewesen über die Fahrbahn läuft, oder eine Plastiktüte vom Wind verweht wird – Was für uns Menschen keine besondere Anforderung darstellt, ist für Computer Lernsache. Für das autonome Fahren stellt sich darum die Frage, wo die künstliche Intelligenz ihre Erfahrung, die Basis Entscheidungen zu treffen, herbekommt.
Verschiedene Pilotprojekte großer Akteure wie Google, Nvidia und Tesla, aber auch Deutscher Unternehmen und des Bundeswirtschaftsministeriums im Projekt Pegasus (https://www.pegasusprojekt.de/de/) füttern die KI, die irgendwann selbst steuern soll, mit Informationen.
Auch für die Datenerhebung ist die Zukunft in manchen Gegenden schon heute Alltag: In den USA steuern seit Jahren selbstfahrende Fahrzeuge durch dafür vorgesehene Stadtgebiete. Googles Schwesterunternehmen Waymo setzt seit April 2017 selbstfahrende Taxis ein, die anfangs mit einem menschlichen Fahrer versehen waren, der im Fall brenzliger Situationen eingreifen sollte. (https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/autonomes-fahren-akzeptanzproblem-fuer-google-robotertaxi-erst-1000-kunden-a-1266877-amp.html)
In einem Vorort von Phoenix bietet der Dienst auf einem Gebiet der Größe von Bielefeld interessierten Kunden den automatisierten Fahrservice. Zwischenzeitlich fuhren die Fahrzeuge vollständig autonom, wurden allerdings aufgrund verhaltener Kundenzahlen wieder mit menschlichen Kontrolleuren ausgestattet, die nur im Fall des Versagens manuell einschreiten sollen.
Was können autonome Fahrzeuge heute?
Wirklich vollständig autonom fahren Autos in kleinen Gebieten, die zum Test und für das Erfassen von Daten freigegeben wurden. In den USA sind diese Gebiete in Vorstädten zu finden, wo die Autos optisch klar erkennbar ihre runden drehen. Kleinere Probleme gab es anfangs dadurch, dass manche Systeme bei jedem kleinen Objekt auf der Straße bremsten und die Weiterfahrt beendeten, sei es Papierbecher, Plastiktüte oder Mensch. Ein tödlicher Unfall mit einem autonomen Uber-Fahrzeug im Jahr 2018 war ein großer Rückschlag. Ein Fahrer saß zwar am Steuer, doch schaute Fernsehen und konnte nicht einschreiten.
Selbstständig fahren können Autos heute auch schon in Deutschland. So z.B. in Berlin oder Bayern, wo Fahrzeuge der Berliner Verkehrsbetriebe und der Deutschen Bahn mit 15 km/h über die Straßen ziehen. In der Hamburger Hafencity soll es in den nächsten Monaten mit bis zu 50 km/h vorangehen (https://aiomag.de/autonomes-fahren-in-deutschland-das-sollten-sie-wissen-21545) – Bis 2021 gilt es, einiges zu bieten. Denn dann ist Hamburg Gastgeber des weltweit größten Kongresses für Mobilität, dem ITS. Tests und Datenerfassungen zum Einsatz von Sachwarmintelligenz von LKW gab es erst Anfang Mai 2019 (https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/autonomes-fahren-digitale-kolonne-1.4440931!amp) – mit Menschen am Steuer.
Wann wird der Mensch überholt?
Selbstständiges Fahren wird in fünf Stufen eingeteilt, wobei Tempomaten die erste Stufe von Fahrzeugen erfüllen und Autos ab Stufe vier eigenständig lenken, bremsen und beschleunigen. Ab Stufe fünf gibt es kein Lenkrad mehr. Die Fahrzeuge der Stufe vier und fünf sind in beschriebenen Projekten auf den Straßen zu finden, doch wann diese alltagstauglich in Massen unter das Volk gebracht werden können, ist momentan noch fraglich. Das Unternehmen Tesla gab zwar bekannt, ab nächstem Jahr ein alltagstaugliches autonomes System anzubieten, doch bleibt abzuwarten, was bei dem Versprechen auf der Jagd nach Investoren am Ende umgesetzt wird – Schließlich war der Mitbegründer Elon Musk in letzter Zeit gelegentlich mehr Popstar als Unternehmer.
In Deutschland spricht man davon, dass vollständig autonome Fahrzeuge der Stufe fünf in den nächsten Jahrzehnten im Handel sein könnten. Aktuell regelt das Gesetz nur Szenarien, in denen automatisierte Fahrzeuge in überschaubaren Situation und vom Menschen überwacht die Kontrolle übernehmen, z.B. in Staus. Und so lange es in Deutschland kein Gesetz gibt, ist der Einsatz auch praktisch nicht denkbar, wie die lange Debatte um E-Roller zeigt.
Durch das internationale Wettrüsten rund um KI und vollständig automatisiertes Fahren dürften erste kommerzielle Modelle in den nächsten Jahren, wenn auch zunächst nicht in Deutschland oder Europa, an den Start gehen.