Funktionierende und zuverlässige Bremsen an einem Auto sind in Bezug auf die Verkehrssicherheit unerlässlich. Während vor mehreren Jahrzehnten fast ausschließlich Trommelbremsen in Fahrzeugen verbaut worden, lösten Scheibenbremsen diese allmählich ab. Wie unterscheiden sich die beiden Bremssysteme und was sind deren Vor- und Nachteile?
Bewährte Technik: Die Trommelbremse
Bereits vor 120 Jahren erfand Louis Renault die Grundzüge der heutigen Trommelbremse. Der spätere Gründer der Automarke Renault verlagerte die vor Witterungseinflüssen ungeschützt außen liegenden Bremsbacken in eine Trommel.
Trommelbremsen greifen auf eine simple zugrunde liegende Technik zurück. Vereinfacht dargestellt handelt es sich um Reibungsbremsen.
Im Inneren der Trommel befinden sich zwei Bremsbacken. Diese sind jeweils mit einem Bremsbelag versehen. Beim Betätigen der Bremse verursachen die Bremsbacken Reibung, indem sie an die Trommel gedrückt werden. Dadurch verlangsamt sich die Fahrgeschwindigkeit des Fahrzeugs.
Bei Motorrädern und sehr alten Autos geschieht das Betätigen der Bremse mechanisch über einen Seilzug. Neuere Fahrzeuge hingegen nutzen hydraulische Systeme. Dies hat den Vorteil, dass nur wenig Kraft auf das Bremspedal ausgewirkt werden muss, um eine hohe Bremskraft zu erzielen.
Ferner sind Trommelbremsen vor Witterungseinflüssen geschützt, da sie nicht offen liegen. Faktoren wie Nässe beeinflussen die Bremsleistung nicht. Zudem setzt sich kein Bremsstaub auf der Felge ab, wie es bei Scheibenbremsen der Fall ist.
Nachteilig bei Trommelbremsen ist der umständliche Wechsel der Bremsbeläge. Da die Trommel diese verdeckt, sind die Bremsbeläge nicht frei zugänglich.
Des Weiteren kann es vorkommen, dass das Auto beim Bremsen aus der Spur gerät, sofern die Bremsbeläge nicht gleichmäßig aufliegen.
Einfach und effektiv: Die Scheibenbremse
Scheibenbremsen gehen ursprünglich auf Frederick W. Lanchester zurück. Der Brite erfand die frühe Form der heutzutage hydraulischen Version.
Moderne Scheibenbremsen bestehen aus Keramik oder Stahl und sind auf der Radnabe befestigt. Die dazugehörigen Bremsbeläge befinden sich im Bremssattel. Die Belege wirken beim Bremsen mit starkem Druck auf die Bremsscheibe und bremsen das Auto ab.
Beim Pkw arbeiten Scheibenbremsen hydraulisch. Beim Drücken des Bremspedals fahren Kolben aus dem Bremssattel. Bei Lastkraftwagen funktioniert dies mit Druckluft.
Im Vergleich mit Trommelbremsen bestechen Scheibenbremsen durch exzellente Dosierbarkeit der Bremswirkung. Außerdem tritt das Phänomen des ungleichen Kraftaufbaus auf die Bremse nicht auf, wie es bei Trommelbremsen der Fall ist.
Gegner der Scheibenbremse bemängeln die Bremsverzögerung bei hoher Feuchtigkeit. Dieser Effekt tritt jedoch ausschließlich bei der ersten Betätigung des Bremspedals auf. Zudem sind die Wartungsintervalle engmaschiger. Die Bremsflüssigkeit ist alle zwei Jahre zu wechseln. Aufgrund von Verschleiß müssen neben den Bremsbelägen auch von Zeit zu Zeit die Bremsscheiben ausgewechselt werden. Dies verursacht mitunter hohe Kosten.
Trotz der Nachteile haben sich Scheibenbremsen durchgesetzt und sind mittlerweile der Standard.