Während Autos mit Verbrenner-Ausführung in wenigen Minuten vollgetankt sind, dauert es bei ihren elektrischen Pendants deutlich länger, bis der Akku aufgeladen ist. Um diesen Nachteil auszugleichen, gibt es schon seit mehreren Jahren die Idee, E-Autos mit Wechselakkus auszustatten, die an entsprechenden Stationen schnell ausgetauscht werden können.
Ein israelischer Pionier und ein französischer Unterstützer
Die Idee ist ganz einfach: Anstatt Zeit durch das Aufladen der Batterie zu verlieren, fährt man eine Station an. Dort entnimmt man den leeren Akku aus dem Auto und ersetzt ihn durch einen in der Station vorrätigen und aufgeladenen. Bereits im Jahre 2007 gründete der ehemalige SAP-Manager Shai Agassi in Israel das Unternehmen Better Place. Sein Ziel war es, ein Netz von Wechselstationen zu errichten, so dass Fahrern von E-Autos landesweit ausreichend Möglichkeiten für einen Akku-Wechsel zur Verfügung stehen. Er startete 2011 mit seinem Projekt. Es gelang ihm, den Automobilhersteller Renault-Nissan zu gewinnen, der seine Kompaktlimousine Fluence neben der Verbrenner-Varainte auch in einer Version mit wechselbarem Akku auf den Markt brachte. Leider waren die anderen Autohersteller nicht ganz so kooperativ, was dazu führte, dass Better Place 2013 pleiteging.
Ein deutsches Forschungsprojekt und ein französischer Neuanlauf
Ein paar Jahre später versuchte auch Tesla sich an einem solchen System, musste es aber kurze Zeit später wieder aufgeben, da es bei den Kunden nicht ankam.
Seit 2019 gibt es ein Forschungsprojekt aus Deutschland namens ACM City, das ebenfalls auf einen austauschbaren Akku setzt. Und im Jahr 2020 hat Renault die Idee ebenfalls wiederaufleben lassen. Dazu ist das Concept-Car Morphos – ein Elektro-SUV – entwickelt worden.
Ein chinesisches Unternehmen und entsprechende Fördermittel im Reich der Mitte
In China wiederum hat vor allem die Regierung ein Interesse daran, dass das System der austauschbaren Akkus in Autos voranschreitet. So kommen Hersteller aktuell nur noch dann in den Genuss eines Prämienprogrammes für einige ihrer E-Autos, wenn diese auf dem System der austauschbaren Batterie fußen. Der Autohersteller Nio beispielsweise verfügt über zwei PKW, auf die das zutrifft, nämlich den Nio ES6 und den Nio ES8. Viele andere chinesische Hersteller sind mittlerweile nachgezogen. Außerdem hat sich das Netz an Wechselstationen von 135 im Juli 2020 auf 716 im Juni 2021 mehr als verfünffacht.
Chancen für Europa
Während das System in China durch den Staat forciert wird und sich dort durchaus positiv weiterentwickeln kann, sind seine Chancen in Europa eher weniger gut. Das hängt vor allem damit zusammen, dass die europäischen Autobauer immer noch kein Interesse daran haben. Außerdem können Akkus von E-Autos immer schneller geladen werden – bei Porsche etwa innerhalb von 20 Minuten – so dass der zeitliche Vorteil des Wechselakku-Konzepts nicht mehr so dominant ist.