Bei Wildwechsel müssen Autofahrer im Ernstfall schnell und richtig reagieren. Nachdem es trotzdem zu einem Wildunfall gekommen ist, bleibt die sofortige Benachrichtigung der Polizei nicht nur wegen der erforderlichen Wildschadenbescheinigung wichtig. Die Effektivität verschiedener Präventionssysteme gilt als umstritten.
Schadensregulierung mit erforderlicher Wildschadenbescheinigung in Deutschland
In Deutschland ist nach einem Wildunfall in vielen Fällen die Schadensregulierung über Teil- und Vollkaskoversicherungen möglich. Wenn ein Wildwechsel-Schild auf die Gefahr hingewiesen hat, sind Schadensersatzansprüche gegen Waldbesitzer und Pächter wiederum kaum realistisch. Auch ohne die Warnung durch das Verkehrsschild lassen sich derartige Ansprüche nicht immer durchsetzen. Teilkaskoversicherungen kommen üblicherweise für Schäden, die wegen einer Kollision mit Haarwild entstanden sind, auf. Dazu zählen unter anderem Wildschweine, Hirsche und Füchse.
Für die Beanspruchung der Teilkasko-Versicherungsleistungen ist meistens eine Wildschadenbescheinigung erforderlich. Im Anschluss an die Unfallaufnahme stellen der zuständige Jagdpächter oder die Polizei diese Bescheinigung aus. Grundsätzlich ist es entscheidend, umgehend die zuständige Dienststelle beispielsweise mit der allgemeinen Polizeinotrufnummer zu informieren. In einigen Bundesländern besteht zudem die Pflicht, einen Jäger zu kontaktieren. Bei medizinischen Notfällen hat natürlich zuerst die Verständigung der notärztlichen Dienste Priorität.
Tipps zu Vorsichtsmaßnahmen und dem Ernstfall
An Orten mit einer hohen Wildwechsel-Gefahr ist insbesondere in der Dämmerung eine relativ niedrige Geschwindigkeit dringend empfehlenswert. Mit einem ausreichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug wird es in dieser Situation zugleich ratsam, auch den Rand der Fahrbahn im Auge zu haben. Die Vorsichtsmaßnahmen sind nicht ausschließlich in Gegenden mit Wildwechsel-Verkehrsschildern wichtig. Sobald Wälder und Felder in der Nähe liegen, besteht oft trotz fehlender Schilder ein beachtliches Risiko.
Ausweichmanöver gelten vor drohenden Wildunfällen grundsätzlich als zu gefährlich. Stattdessen ist es sinnvoll, beim Erkennen des Wilds abzubremsen und zu hupen. Wegen des Fernlichts bleiben geblendete Tiere häufig stehen. Daher ergibt es Sinn, dieses Licht kurz auszuschalten, wenn der Fahrer die Lebewesen am Straßenrand oder auf der Fahrbahn erkennt.
Systeme zur Prävention bei Wildwechsel mit umstrittener Effektivität
Zum Einsatz direkt am Fahrzeug gibt es bisher nur wenige Präventionssysteme gegen Wildunfälle. Im Handel sind für manche Fahrzeuge Kunststoffpfeifen erhältlich. Derartiges Kfz-Zubehör lässt sich zum Beispiel unter den Außenspiegeln befestigen. Mit dem Fahrtwind erzeugen diese Pfeifen Ultraschallsignale, die für Menschen nicht hörbar sind. Alternativen erschaffen die Signale durch technische Lösungen beim Einschalten des Fahrlichts. Es ist allerdings umstritten, ob derartige Ultraschallsignale das Verhalten der Tiere tatsächlich positiv beeinflussen.
Vor Ort halten unter anderem Wildschutzzäune das Wild relativ oft von Straßen fern. Duftstoffe ermöglichen stattdessen die Abschreckung der Tiere. Bei Wildwarnreflektoren am Straßenrand ist der Nutzen wiederum umstritten und auch von der Tageszeit abhängig. Keine Maßnahme schließt die Gefahr des Wildwechsels mit absoluter Sicherheit aus.